Was ist unser Diakonie-Nothilfefonds

Wieder mitten im Leben - Nothilfefonds der Diakonie Tuttlingen

Immer mehr Menschen im Kirchenbezirk Tuttlingen geraten in finanzielle Notlagen, stehen ihrerseits vor vielen Fragen und großen Veränderungen. Das bedeutet wachsende Aufgaben und zusätzlich benötigte Ressourcen für die Wohlfahrtsverbände - auch für die Kirchen und die Diakonie.  Die Beratungs- und Hilfsangebote der Kreisdiakoniestelle Tuttlingen und ergänzende Hilfsangebote, wie den Diakonieladen Kaufkultur oder die Tafelläden in Tuttlingen und Trossingen nehmen viele Menschen im Landkreis Tuttlingen war, die in Not geraten sind.

Zum Selbstverständnis der Diakonie gehört es, jeden Menschen, der Hilfe braucht, ernst zu nehmen und mit ihm gemeinsam nach Lösungen zu suchen. In der Familien- und Lebensberatung, der Beratung zur Existenzsicherung, der Schwangerenberatung und der Kurberatung stehen SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen der Kreisdiakoniestelle Tuttlingen Ratsuchenden zur Seite. Sie begleiten die Klienten bei ihren Bemühungen um einen Weg aus der Krise. Hilfe zur Selbsthilfe ist unser Motto.

Der Nothilfefonds der Kreisdiakoniestelle ist die finanzielle Reserve der Diakonie im Landkreis Tuttlingen für Notfälle. Ziel ist, unbürokratisch und schnell Menschen in Not zu helfen. Bei der zunehmenden Armut in unserer Gesellschaft geraten viele Menschen unter Druck. Ihnen in einer aktuellen Notlage zu helfen, ist Aufgabe des Fonds.

Der Nothilfefonds der Kreisdiakoniestelle Tuttlingen leistet einen Beitrag dazu, Notlagen von Bürgerinnen und Bürgern unseres Landkreises zu überwinden. Besteht eine Notsituation und greifen alle anderen sozialen Systeme nicht (ALG II, Sozialhilfe usw.), so kann aus den Mitteln des Fonds im Rahmen einer Beratung durch die Beratungsfachkräfte der Diakonischen Bezirksstelle Geld bereitgestellt oder können Sachmittel finanziert werden.

Die finanziellen Hilfen sind ausschließlich Start- und Überbrückungshilfen im Rahmen eines Hilfeplans der professionellen Beratungsangebote der Kreisdiakoniestelle. Eine dauerhafte finanzielle Unterstützung ist nicht möglich. 

Der Fonds wird gespeist aus Geldern, der von der Landeskirche ausgerufenen Opfersammlungen für die Diakonie und aus Spenden. Er bietet für Landkreisbewohner, Wirtschaft, Institutionen und Vereinen die Möglichkeit, die beschriebenen Zielgruppen bei der Überwindung ihrer Notlagen und die professionelle Beratungsarbeit der Kreisdiakoniestelle zu unterstützen.

 

Spendenkonten

Kreisdiakoniestelle/ Diakonische Bezirksstelle Tuttlingen

-Nothilfefonds-

Volksbank Donau-Neckar 

IBAN DE40 6439 0130 0003 3830 08

BIC GENODES1TUT

oder

Kreissparkasse Tuttlingen

IBAN DE06 6435 0070 0000 0631 64

BIC SOLADES1TUT

 

Beispiele für Hilfen im Rahmen des Nothilfefonds

1.  Zum Beispiel Familie A.

Herr und Frau A. sind Eltern von drei Kindern. Eine Tochterleidet an den Folgen eines schweren Unfalls. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit wagte Herr A. den Schritt in die Selbstständigkeit. Nach drei Jahren musste er wieder aufgeben, es blieben Schulden von 40.000 Euro. Herr A. bemühte sich um Arbeit, erhielt befristete Beschäftigungen, dann wurde er dauerhaft krank. Aufgrund seines Schwerbehindertenstatus steht Herr A. heute dem Arbeitsmarkt nur noch eingeschränkt zur Verfügung und ist damit praktisch nicht mehr vermittelbar. Die Familie verfügt derzeit über 1.550 Euro monatlich; 650 Euro kostet allein das Wohnen, hinzukommen die Rückzahlungen. Die Behinderung der Tochter verursacht erhebliche Kosten, und sei es nur die tägliche Fahrt zur Betreuung oder Therapie. Schließlich reichte das Geld nicht einmal mehr für die Gasrechnung, und so gab es sechs Monate lang weder Heizung noch warmes Wasser. Die Kreisdiakoniestelle vermittelte zwischen Familie und Energieversorger, sodass die Gaslieferung wieder aufgenommen wurde. Der Berater ist in Kontakt mit der Familie geblieben, berät bei akuten finanziellen Problemen und hilft dabei, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln.

 

2.  Oder Herr W.

Herr W. ist 30 Jahre alt. Er hat einen festen Arbeitsplatz und ein geregeltes Einkommen. Vor einiger Zeit zerbrach eine Lebenspartnerschaft. Weil er seiner Partnerin jeden Wunsch erfüllte, blieben Schulden zurück. Hinzu kamen Depressionen und Alkoholprobleme. Herr W. verlor den Überblick, öffnete keine Post mehr, wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Erst als eine Lohnpfändung beim Arbeitgeber einging, entschloss er sich zu handeln und unsere Beratungsstelle aufzusuchen. Gemeinsam mit dem Berater erarbeitete er eine Übersicht über alle finanziellen Verpflichtungen. Kontakt zu allen Gläubigern wurde aufgenommen und ein Entschuldungskonzept erarbeitet. Gleichzeitig begann Herr W. mit einer Therapie. Er möchte seine Beziehung aufarbeiten und lernen, offensiv mit Problemen umzugehen. Durch Vermittlung der Kreisdiakoniestelle erhielt Herr W. ein Darlehen (eigener Nothilfefond und Entschuldungsfond des Diakonischen Werks Württemberg), mit dem alle Gläubiger ausgezahlt werden konnten. Die Ratenhöhe kann Herr W. leisten, auch wenn er dazu seine Lebensführung über viele Jahre hinweg stark einschränken muss. Er ist fest entschlossen, es zu schaffen.

 

3.  Oder die allein erziehende Mutter Y.

Frau Y. ist allein erziehend, lebt von Alg II und sorgt für ihre zwei Kinder im Alter von 11 und 13 Jahren. Ihr Mann hat sie bereits vor Jahre verlassen, ging zurück in die Türkei und zahlt kein Unterhalt. Er hat ihr einen so großen Schuldenberg hinterlassen, dass Frau Y. Insolvenz beantragen musste. Bisher lebte sie im Haus mit der Schwiegermutter. Vor vier Wochen haben die Kinder die Oma morgens tot in der Wohnung vorgefunden. Die Schwiegermutter war die einzige, die Frau Y. vor den Repressionen der Familie ihres Ex-Mannes geschützt hat. Jetzt ist sie nervlich völlig am Ende. Ihre Schwester lebt im Oberschwäbischen, unterstützt sie so gut sie kann und hat ihr eine Wohnung bei sich besorgt. Das Sozialamt bezahlt keine Umzugskosten, da ihre Gründe nach dem SGB II keine Notwendigkeit darstellen. Ihre Familie kann sie finanziell nicht unterstützen, aber Hilfe beim Umzug bekommt sie. Wir übernehmen die Kosten eines Mietfahrzeugs in Höhe von 300 Euro.

 

Der Nothilfefonds wird unterstützt von:

Aesculap AG & Co. KG

Diakonie-Nothilfefonds

 

Diakonie sucht Spender

Nothilfefonds braucht Gelder, um auf den wachsenden Bedarf reagieren zu können.

Nicht alle Menschen stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Auch im Landkreis Tuttlingen gibt es viele Personen, die in eine finanzielle Notsituation kommen. In ganz akuten Fällen springt dann der Nothilfefonds der Diakonie ein. Trotz des derzeitigen wirtschaftlichen Aufschwungs steigen die Ausgaben der Nothilfe kontinuierlich an. "In diesem Bereich benötigen wir immer finanzielle Unterstützung", sagt Diakonie-Geschäftsführer Jürgen Hau.  "Es ist schwer, Spender*innen und Sponsor*innen für unseren Nothilfefond zu finden, denn wir wollen keine Einzelschicksale von Menschen ins Rampenlicht stellen. Diese haben es in ihrer Notlage sowieso schon schwer genug." Gab der Fonds 2013 noch rund 12000 Euro für die Nothilfe aus, so waren es im vergangenen Jahr schon mehr als 25 000 Euro, die die Diakonie für die Menschen im Kirchenbezirk zur Verfügung gestellt hat. Das Geld kommt aus den Opfersammlungen der Kirchengemeinden und aus vielen kleinen und wenige größere Spenden zusammen. „Wir freuen uns über jede Spende. Wir wünschen uns aber auch, dass unser Nothilfefond auch bei den Firmen hier im Landkreis auf Resonanz trifft und wir auch beim Sponsoring mit berücksichtigt werden“, hofft Jürgen Hau, dass der Nothilfefonds weitere Fürsprecher findet, „unser Ziel sind 100 regelmäßige Spender*innen, die jährlich einen Betrag von jeweils 200 Euro pro Jahr zur Verfügung stellen.“ 

Für die Spenden wird selbstverständlich eine Zuwendungsbescheinigung ausgestellt, die vom Finanzamt anerkannt wird. Voraussetzung ist allerdings, dass die Spender*innen ihre vollständige Adresse bei der Banküberweisung mit angeben.

Licht am Ende des Tunnels

Immer mal wieder fragen Spender*innen nach der Nachhaltigkeit des Nothilfefonds. Die Frage ist durchaus berechtigt, ob diese finanziellen Hilfen bei den Betroffenen dazu führen, dass sich ihre Lage langfristig verbessert und nicht nur eine kurzfristige Entlastung bieten. Unsere Beratungskräfte in der Sozial- und Lebensberatung können jedoch aus ihrer Erfahrung berichten, wenn den Menschen in einer akuten Notlage geholfen wird, dann ist damit die Grundlage geschaffen, dass sie gestärkt werden und sich entwickeln können. Sie brauchen ein Licht am Ende des Tunnels, damit sie ihre eigenen Stärken wieder entdecken und entfalten können. Dabei kann es um eine kaputte Waschmaschine gehen, die ersetzt werden muss; um eine ungeplante Stromnachzahlung, die die Betroffenen nicht aufbringen können; um eine Zuzahlung bei einem Krankenhausaufenthalt oder um die Reparatur einer Brille, die mit dem Budget der Familie nicht zu finanzieren ist. „Wir suchen zunächst immer eine Lösungsstrategie. Dann können wir mit den Menschen weiterarbeiten“, sagt Hau. Doch bevor Geld fließt, müssen diese ihre finanzielle Situation offenlegen. Dabei kommt es durchaus vor, dass den Betroffenen Wege aufgezeigt werden, wie sie bei Sozialleistungsträgern an zusätzliches Geld kommen, das ihnen gesetzlich zusteht. Wenn Geld von Seiten der Diakonie fließt, wird vorab immer geprüft, ob alle anderen Möglichkeiten genutzt wurden.

680 Fälle in 2020

„Wir haben keine Sach- und Verwaltungskosten, da diese vom Kirchenbezirk Tuttlingen übernommen werden. Daher gehen die Spenden eins-zu-eins wieder im Rahmen der Sozialberatung raus“, sagt Jürgen Hau. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Diakonie 680 Fälle, in denen Gelder aus dem Nothilfefonds entnommen wurden. Vielfach sind es also kleine Beträge, die fließen. Größere Summen kommen eher selten vor. „70 Prozent der Beratenden sind Frauen“, berichtet Hau. Auch junge Menschen oder Alleinerziehende fänden vermehrt den Weg zur Diakonie. Vielfach sei der Grund eine zu geringe Rente, Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit sowie Krankheit: „Hierhin kommen Menschen, die 25 bis 30Jahre gearbeitet haben und plötzlich vor dem Nichts stehen. Sie rutschen schnell in die Schuldenfalle.“